aus dem verlagstext:
Feuerland 1830: Vor vier Jahren war die HMS Beagle von England in See gestochen, um die Passage um Feuerland, eine Hauptroute zur Umschiffung des amerikanischen Kontinents, zu vermessen. Dabei trifft die Besatzung unter der Leitung von Kapitän Robert Fitzroy auf Feuerland-Indianer. Diese sind so fasziniert von den Fremden, daß sie für den Preis eines Perlmutt-Knopfs den aufgeweckten Eingeborenenjungen Orundellico an die Schiffsbesatzung verkaufen. Dieser, fortan Jimmy Button genannt, wird mit drei weiteren Eingeborenen nach England gebracht.
verlagsankündigung: aufbau verlag
auf alle fälle weiß sauseschritt, dass die geschichte jemmy buttons auch empörend falsch erzählt werden kann. in einer unappetitlichen mischung aus ignoranz, geschichtsfälschung und allgemeiner dummheit werden die entsprechenden ereignisse im presidio derart kommentiert:
the history of the region before expeditionaries introduced photography has been interpreted by artist nahuel mieres. the first european expedition sailing the beagle canal was under captain robert fitzroy. in his journal he relates how they were surrounded by canoes and saw smoke here and there. he decides that it would be convenient to take some yamanas to england so that they were taught the christian doctrine and the english language.
Ich jedenfalls lese die geschichte als misslungenes beispiel europäischer domestizierung von unterstellter wildheit.
[ siehe auch: slave decendants to sue lloyd?s...]
Menschenhandel
"Afterwards we continued our route, but were stopped when in sight of the Narrow by three canoes full of natives, anxious for barter. We gave them a few beads and buttons, for some fish; and, without any previous intention, I told one of the boys in a canoe to come into our boat, and gave the man who was with him a large shinging mother-of-pearl button. The boy got into my boat directly, and sat down. Seeing him and his friends seem quite contented, I pulled onwards, and, a light breeze springing up, made sail." (King 1839, ca. S.450)
Mit diesen harmlosen Worten schildert Kapitän Fitz Roy den Anfang einer der bekanntesten Fälle eines Indianers, der nach Europa gebracht wurde. Jemmy Button, benannt nach dem Perlmutter-Knopf, für den er eingetauscht wurde, wurde in England, ordentlich europäisch gekleidet, wie eine Kuriosität herumgereich und bestaunt, um später wieder in seinen Stamm zurückgeführt zu werde. Dort nahm er die "unzivilisierten Sitten" allerdings gleich wieder auf, wie man äußerst enttäuscht feststellte. Und blieb in seinem Stamm doch ein Außenseiter. Die Passage wirft einen Haufen ethischer Fragen auf - die man aber nicht vorschnell beantworten kann, weil wir nicht die ethischen Verwalter fremder Völker sind und auch nicht entscheiden können und dürfen, ob es gut für Jemmy Button war, seine Heimat zu verlassen.
http://mosaikum.org/log-09-03.shtml
natürlich verursacht mir ethische sachwalterschaft mitunter nicht gerade wohlbehagen. andrerseits wäre hier auch die frage zu klären, ob jemmy button nun freiwillig das schiff betreten und erst wieder in england verlassen hat - und gerade hier endet das relativieren kultureller befindlichkeit. oder gehörte menschenhandel zum üblichen verhaltensrepertoire der yámana ? und selbst wenn letzteres der fall gewesen wäre: sachwalterschaft für europäische ethik (was immer das auch ist), sollte man sich schon zumuten: wie ist sonst ein historisches urteil möglich ?
Eine "Entführung" wäre natürlich aus heutiger Sicht zu verurteilen. Aber wir haben da leider heute kaum weitere Dokumente um zu klären wie es wirklich ablief. Man müsste mal sehen, was über Jemmy Button noch so für Dokumente aus dieser Zeit übrig sind, er wurde ja in England regelrecht durch die oberen Zehntausend gerreicht.
In irgendeinem Reisbericht habe ich dann nochmal was über seinen Tod gelesen, oder er hatte nochmal Kontakt mit einem anderen Reisenden, als er schon ganz alt war, aber dass bringe ich nicht mehr zusammen wo das war.
Doch, jetzt habe ich es wieder gefunden, er wurde zusammen mit seiner Frau von dem Missionar Despard Packenham auf die Insel Keppel mitgenommen, wo der Anglikaner Allen Gardiner Jahre zuvor eine Missionsstation errichtet hatte. Gardiner hatte ihn lange erfolglos gesucht, um die Sprache von ihm lernen zu können. Vorher verhungerte er aber jämmerlich (und hinterließ eine ergreifende Sterbeurkunde in seinen Notizen, die ich aber leider nicht habe - aber sehr gerne hätte). Wirklich, dieser Erdteil ist nicht sparsam mit dramatischen Geschichten.
Es gab übrigens noch eine ganze Menge ähnlicher Mitnahmen von Einheimischen. Eine davon ist die von Omai.
Ob Rechtfertigung oder Wahrheit, kurios ist, dass dieser Omain angeblich mitgenommen werden wollte, weil er so häßlich war und immer gehänselt wurde.