chile
die freudennachricht nun auch auf englisch und deutsch. ein wenig spät ist sauseschritt zwar schon dran, aber das soll der freude keinen abbruch tun.
...... how many countries have dared to examine their past in depth? how many countries have dared to get to the bottom of what happened? asked the chilenean president ricardo lagos when he has been presented the major report on torture and detention of pinochet´s military regime according to bbc news. sauseschritt is impressed: a politician finally means what he says!
der chilenische präsident ricardo lagos hat am sonntag entschädigungs-zahlungen für tausende von opfern des früheren militärmachthabers augusto pinochet angekündigt. er wolle dem kongress einen entsprechenden antrag vorlegen, sagte lagos. opfer, die illegal inhaftiert und gefoltert wurden, sollen unter anderem eine lebenslange rente von monatlich 112.000 pesos (rund 140 euro) erhalten. außerdem vorgesehen sind beihilfen für bildung, wohnen und gesundheit für opfer und deren angehörige. berichtet der online standard.es scheint, als gäbe es keinen weg zurück: el mercurio online veröffentlicht das kapitel 5 des berichts (spanisch!) in dem die untersuchungskommission (comisión nacional sobre prisión politica y tortura) eine monströse zusammenstellung der foltermethoden vorlegt.
opportunities to publicly celebrate pablo neruda´s birthday - anniversary were rather scarce in austria. sauseschritt wonders how fast an institution would forget about its history in supporting chilenan resistance against pinochets dictatorship. goodbye socialism and solidarity, spö. it IS difficult to remember, sauseschritt fully understands...
sie findet doch statt, die feier zum 100. geburtstag von pablo neruda in der spö: heute eine einladung der zukunftswerkstätte zu einem abend mit jorge villalon, am 25. november 2004. aber: ist ein lieder und gedichteabend alles, was dieser partei dazu öffentlich einfällt? und gleich in einem aufwaschen wird der internationale tag gegen gewalt an frauen bedient.
nun ja, die [hoffnungen ....] der enthusiastischen jungen frau in valparaiso vor fast einem jahr haben sich enttäuschenderweise nicht erfüllt.
revistas en espanol:
feliz cumpleanos, pablo neruda (google)
english reviews covering neruda?s birthday:
larry rohter reports in the nyt on the so called "neruda - fever" in chile;
aus anlaß seines geburtstags eine kleine zeitschriftenschau:
isabel lipthay folgt in der taz den spuren seines einzigen (und verleugneten) kindes malva marina; karin ceballos betancur berichtet in der zeit über isla negra, den letzten wohnort nerudas; leopold federmair bezeichnet den dichter in der nzz als wortschleuderer; eine kurzmeldung des orf ist bezeichnend für den journalistischen zustand des landes; der blütenleser beobachtet die geburtstagsfeiern in radio und fernsehen; der online-standard läßt lieber ein gedicht sprechen;
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pablo neruda (1904-1973), whose real name is neftalí ricardo reyes basoalto, was born on 12 july, 1904, in the town of parral in chile. he achieved fame with his love poems. but to the chilean nobel laureate, politics was the real force behind his verse, wrote adam feinstein in the guardian one week ago.
es muss anfang der 40er-jahre sein, als pablo nerudas poesie ihre feuerprobe besteht. er wird zu einer lesung gebeten: in einer baufälligen halle der vega central, des großen obst- und gemüsemarktes in santiago de chile, soll er vor der gewerkschaft der lasten-verlader seine gedichte vorstellen. mit stumpfen gesichtern blicken ihm die arbeiter entgegen: nicht eben das klassische lyrik-Publikum. doch dann geschieht das wundersame. pablo neruda trägt seine verse voller suggestiver, oft schwer erschließbarer bilder vor. und am ende fließen vielen der sonst so rauen gesellen tränen über die wangen.beginnt der merkur seinen artikel über die würdigung des hundertsten geburtstag des dichters. la poeta!!!!! die atemlose bewunderung nerudas in iberoamerika ist unbestritten. (auch zeitlich) entrückt scheint er, mit seiner wortgewalt, die heute vielen ein leises, verlegenes lächeln abzwingt. sauseschritt erinnert sich an die vielen begegnungen mit verehrer/innen an den stätten des dichterkultes, den als museen eingerichteten häusern in santiago, valparaiso und der isla negra. nahezu alle besaßen jenen sehnsuchtsvollen blick auf die welt der poesie. jener mann etwa, der eine chilenische besuchergruppe anführend, von den stufen herab, ein gedicht nerudas rezitierte, den tonfall des dichters nachahmend, als hätte er dafür sein ganzes leben ernsthaft geübt. als er uns dort unten, im garten des dichters stehen sah, erklärte er, seine leidenschaft mit uns teilend, dass durch jenes gartentor, das heute den besucher/innen verschlossen sei, der dichter sein haus betreten habe, jene klinke dabei berührt haben mochte. verschämtes lächeln unsererseits. elegische verzückung! verdrängte erinnerung an große gefühle unserer jugend?
aber es gab auch jene politische dimension, auf die uns die chilen/innen aufmerksam machten. die junge frau in santiago etwa war überzeugt, dass die feiern zum hundertjährigen geburtstag des dichters auch in österreich mit vielen veranstaltungen begangen würden: schließlich habe österreich während des putsches viele chilenische flüchtlinge aufgenommen! der dichter an der seite des präsidenten allende im kampf um soziale gerechtigkeit, der poet, der nur materialistische begründungen für sein handwerk akzeptierte ..... so würde man/frau auch in österreich den dichter rezipieren wollen!
doch die realität ist anders. das österreichische feulleton ist an neruda gänzlich uninteressiert. nur ö1 gedachte heute mit einer morgendlichen pflichtübung des dichters: jugendgedichte pablo nerudas wurden vor einem beschwingten klangteppich vorgetragen: oh holdes erwachen am sonntag morgen! schon wieder, wie so oft in unseren zeiten, hatte sich die politik davongestohlen und der politiker neruda war zum pubertierenden schüler geworden. die europäischen ehrungen finden auf jeden fall anderswo, nicht jedoch in österreich statt.
sauseschritt hat bislang regelmäßig zu neruda berichtet: [1 ...] [2 ...] [3 ...] [4 ...] [5 ...]
burning patience by antonio skármeta. a novel about isla negra and its people. sometimes sauseschritt feels like one of them.
zum hundertjährigen bestehen hat der piper verlag in seiner jubiläumsausgabe (originalton: die jubiläumsedition. die erfolgreichsten taschenbücher der serie piper in einer exquisiten, hochwertigen ausstattung) auch diesen roman von antonio skármeta wieder herausgebracht. ins deutsche übersetzt : mit brennender geduld. und mit wachsendem interesse (ja, es gibt ihn doch noch, den sog, mit denen bücher uns in die geschichte hineinziehen können) lese ich von der beziehung zwischen dem briefträger mario jiménez und dem dichter pablo neruda; von der macht der metaphern und der erotik; von der lust an der gegenwart sowie der traurigkeit und schönheit der vergänglichkeit; und nicht zuletzt von jenem kleinen dorf namens isla negra, von dem viele glauben, es wäre eine insel.räume und zeiten überwindend! über die häuser nerudas hat sauseschritt ja schon [an anderer stelle....] berichtet. aber da ist auch noch das mobile. das spiel aus hauchdünnen tonscheiben klingelt jeden morgen leise, wenn der wind durch das halboffene fenster fährt. es stammt von einem kleinen andenkenladen an der straße, die von santiago an isla negra vorbeiführt und an dem uns der bus an jenem vormittag entlassen hat. und noch heute tönt ein wenig von der poesie des ortes und dem dumpfen rollen des meeres am strand unter dem haus des dichters. und sauseschritt ist froh, dass ihn das buch von skármeta wieder an jenen wundersamen ort geführt hat:
hier an der insel,
das meer,
welch ein großes meer.
jeden augenblick
geht es aus sich selbst hervor,
es sagt ja, nein
nein; nein, nein;
es sagt ja in blau;
es sagt nein, nein.
es kann nicht ruhig sein.
ich heiße meer, wiederholt es,
gegen einen stein schlagend
.....
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one of the many articles on the estancia haberton, always approriate for a weekend supplement, this time from usnews:
Science on the frontier (estancia haberton, tierra del fuego, argentinie): at a time when science is dominated by Ph.D.'s in high-tech labs, this cake-baking grandmother is a rare old-style naturalist. Holding only a master's in biology and using few tools more sophisticated than plastic tubs and toothbrushes (she has no telephone, and electricity only a few hours a day), Goodall braves fierce winds, long winters, and foul smells to gather vital data on worldwide worries such as the impact of modern fishing on dolphins and whales and the effects of global warming.
one is from the most southern city of the world (ushuaia/argentinia), nowadays a very lively and touristic city. on the port you find the slogan: ushuaia - world?s end and beginning of everything.
the other is also from tierra del fuego, this time from the small town of porvenir (chile). this town was established by croatian immigrants in the beginning of the 20 th century and on the cemetary you can find this small mosque with a catholic cross on top of it. a family named mimic is buried here. an exiled bosnian colleague saw this snap and enthusiastically shouted: typical bosnian!
[ushuaia und die kroaten in porvenir - mehr ...]
aus dem verlagstext:
Feuerland 1830: Vor vier Jahren war die HMS Beagle von England in See gestochen, um die Passage um Feuerland, eine Hauptroute zur Umschiffung des amerikanischen Kontinents, zu vermessen. Dabei trifft die Besatzung unter der Leitung von Kapitän Robert Fitzroy auf Feuerland-Indianer. Diese sind so fasziniert von den Fremden, daß sie für den Preis eines Perlmutt-Knopfs den aufgeweckten Eingeborenenjungen Orundellico an die Schiffsbesatzung verkaufen. Dieser, fortan Jimmy Button genannt, wird mit drei weiteren Eingeborenen nach England gebracht.
verlagsankündigung: aufbau verlag
auf alle fälle weiß sauseschritt, dass die geschichte jemmy buttons auch empörend falsch erzählt werden kann. in einer unappetitlichen mischung aus ignoranz, geschichtsfälschung und allgemeiner dummheit werden die entsprechenden ereignisse im presidio derart kommentiert:
the history of the region before expeditionaries introduced photography has been interpreted by artist nahuel mieres. the first european expedition sailing the beagle canal was under captain robert fitzroy. in his journal he relates how they were surrounded by canoes and saw smoke here and there. he decides that it would be convenient to take some yamanas to england so that they were taught the christian doctrine and the english language.
Ich jedenfalls lese die geschichte als misslungenes beispiel europäischer domestizierung von unterstellter wildheit.
[ siehe auch: slave decendants to sue lloyd?s...]