[clip it -> skip it]
[cuisine]
[eu and you]
[fine music]
[fly your kites]
[fotolocation hunt]
[go east]
[go world]
[net ambiente]
[podcasting]
[staying home]
africa
albania
asia
australia
austria
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon
un, deux, trois ....

 

[back to chile diary ....]
moneda73

11. september 1973: bombardierung der moneda

nur getrennt durch den tobenden verkehr auf der alameda stehen sich der altar de la patria und die moneda gegenüber. überall militär, polizei, gendarmerie, ganz in der nähe auch das verwaltungsgebäuse der forzas armadas, der vereinten streitkräfte. vor wenigen tagen, zum dreissigsten jahrestag des blogtrenner militärputsches berichteten die internationalen medien über ausschreitungen von demonstranten in den arbeitervierteln santiagos. auch hier, auf der plaza constitucion, war der platz schwarz von menschen, die an der gedenkkundgebung für allende teilgenommen haben. wir umrunden, von der avenida bulnes kommend, den altar des vaterlandes, mit dem pinochet 1979 nicht nur o?higgins sondern indirekt auch sich selbst als befreier chiles ehrte. gegenüber, in der moneda, starb im september 1973 nach der bombardierung desselben chiles erster sozialistischer präsident. das militär beobachtet die beiden plätze mit der selbstbewussten freundlichkeit der macht, nicht nur heute, anlässlich eines staatsbesuches aus finnland. wir überqueren die placa constitucion, nach dem putsch unterkellert mit fluchtwegen, schutzräumen und fernsehstudios. und vor dem luxushotel carrera, aus dessen fenstern 1973 die internationalen fernsehteams die bombardierung des präsidentenpalasts fotografierten, berittenes militär. diesmal deutsche marschmusik, die pferde nervös angesichts der wartenden autos. bewaffnet mit einem säbel nimmt der befehlshabende offizier die ausrichtung der gardesoldaten entlang des roten teppichs vor: als ob es sich einer waffe bedienen müsste, um die ordnung des spaliers zu garantieren. ungelenk wie holzsoldaten rücken sie zueinander auf: indianische gesichtszüge unter den helmen, feldgraue uniformen. e. warnt mich davor, die soldaten vor dem hotel zu fotographieren. sie hat dem reiseführer entnommen, dass dies noch immer nicht gerne gesehen sei. ich spüre den druck, der vom schweigen ausgeht.

die vergangenheit der gegenwart - bilder eines spaziergangs:

plötzlich tauchte auf der seite, wo ich sass, wie ein unerwünschtes gespenst der moneda palast auf. als ich ihn zum letzten mal gesehen hatte, war er eine mit asche bedeckte leere hülle gewesen. jetzt nachdem man ihn wieder aufgebaut und in gebrauch genommen hatte, wirkte er wie eine traumresidenz inmitten eines französischen gartens. [marquez, die abenteuer des miguel littin ...]
marquez beschreibt so die erste wiederbegegnung des chilenischen regisseurs miguel littin mit santiago nach 13 jahren emigration. 1985 kehrt littin illegal nach chile zurück, um dort mit drei internationalen und mehreren nationalen teams einen film über die militärdiktatur zu drehen. er befindet sich auf der liste von rund 5.ooo exilchilenen, denen es verboten ist, in ihre heimat zurückzukehren. ernüchtert vom neoliberalen glanz der stadt, mit der wiedererbauten moneda, der fussgängerzone um die calle huerfanos, dem neuen flughafen pudahuel und den neuesten automodellen aus japan, beginnt littin mit seinen fimarbeiten unter schwierigsten bedingungen. das resultat: der 1986 in spanien fertiggestellte dokumentarfilm acta general de chile, der aus 32.000 meter film fertiggestellt wurde.
wenig später stehen wir am cerro san christobal, dem aussichtsberg der stadt mit der allesumspannenden statue der virgen maria. ich suche und finde in der ferne der flimmernden stadt das fussballstadion, in dem die politischen gefangenen interniert waren. vor mir das schild, das um stille ersucht, um die andacht an diesem platz nicht zu stören. und dann noch der gedanke daran wie unterschiedlich wahrnehmungen sein können: lachende frauen, jede kaum dreissig jahre alt, gehen mit ihren kindern in der frühlingssonne spazieren. fast alle von ihnen waren damals noch nicht geboren.
allende hat nun sein denkmal, von einer ecke der plaza constitucion blickt er auf diese. eine stiftung, blogtrenner die fundacion salvador allende bemüht sich um öffentliche diskussion der ereignisse. die sozialistische partei chiles wirbt über dem eingang zu ihrem parteilokal im barrio paris londres mit dem slogan: hoy somos todos un poco mas socialistas.
und noch ein letzter beleg für die öffnung der chilenischen gesellschaft: im halbdunkel der metrostation universidad de chile entdecke ich eine riesige wandmalerei des aus der emigration zurückgekehrten künstlers mario toral. die 1999 fertiggestellten blogtrenner memorias visual de una nacion versammeln unter den szenen aus der geschichte chiles eben auch die bombardierung der moneda 1973.

[back to chile diary ....]
 

twoday.net AGB

badge-podcast

xml version of this page


powered by Antville powered by Helma

Creative Commons-Lizenzvertrag
Dieser Inhalt ist unter einer Creative Commons-Lizenz lizenziert.
catcontent
Subscribe with Bloglines