ein wenig pervers ist es schon, die aus wien mitgebrachte deutschsprachige ausgabe von le monde diplomatique in einer pariser metro zu lesen. noch dazu wo ein sauseschritts interesse erweckender artikel über die kinowelt eben dieser stadt berichtet und aus dem französischen übersetzt wurde. aber seis drum. wenn sich der durchschnittspariser so in seiner frankophilen engstirnigkeit kaserniert, so darf auch sauseschritt seine eulen nach paris tragen.
da berichtet philippe person über die programmatik der erst im herbst neueröffneten cinematheque francaise und gibt den trauernden cineasten. nicht nur dass in zeiten der dvd der originalität des filmes deutliche grenzen gesetzt sei; nicht nur dass kino so teuer geworden sei. person wirft der cinematheque vor, zu einem publikumswirksamen kulturspektakels zu verkommen, in dem sie sich zu sehr am massengeschmack orientiere. die zeit des fiebernden cineasten sei vorüber, die massenkultur habe die liebhaberei abgelöst. das mag wohl so sein, liest sich aber mit österreichischen augen doch recht verquer. denn vom alljährlichen medienspektakel der viennale abgesehen, ist wien doch cinematographisch sehr unterbelichtet. warum denn wohl herr haneke gerade in frankreich dreht und dort seine grössten erfolge feiert?
übrigens: die cinematheque befindet sich in unmittelbarer nachbarschaft zu sauseschritts wohnstätte. besucht hat er sie deshalb auch noch nicht: kaum eine chance, sich am wochenende ohne langes schlangestehen in dem prachtbau vergnügen zu können. aber möglichkeiten, in paris gute filme zu sehen, gibt es genug. und auch das angebot an diesbezüglichen dvds für das anspruchsvolle patschenkino ist ausreichend vorhanden. da kann monsieur person trauern so viel er will.