.... blickt magellan vom zentralen platz der stadt auf die von ihm als ersten weißen vollständig durchfahrene magellan straße. zu seinen füßen zwei indigene. wer immer den wunsch hegt, nach punta arenas zurückzukehren, so sagt das geschickt von fremdenverkehrsstrategen lancierte gerücht, sollte den fuss des indianers küssen. welch grausame geste! magellan selbst starb auf dieser reise und zurückkehrte die flut an europäern, die von sehnsucht, finanzieller not und gier getrieben, für die auslöschung der indigenen sorgten.
der held und entdecker:
an der küste patagoniens angekommen, merkt magellan, dass die von martin beheim gezeichnete karte nicht mit der realität übereinstimmt. ob der irrfahrt kommt unruhe unter der besatzung der fünf schiffe auf. den wunsch seiner kapitäne, mit den schiffen in einem ruhigen hafen zu überwintern, schmettert der entdecker wider besseren wissens ab. im märz 1520 lässt er die aufflackernde meuterei mit der hinrichtung eines teils seiner mannschaft niederwerfen. kurz darauf und unter dem eindruck der hinrichtungen nähern sich die conquistadores der wasserstraße.
1520 begegnet er den ersten indigenen, die er als "patagones" beschreibt. er versucht, eine gruppe von ihnen in der manier der conquistadores auf seinem schiff gefangenzusetzen, als mitbringsel für den spanischen könig. mit list lockt er sie auf sein schiff und lässt den gästen ketten anlegen. als es zum kampf mit den getäuschten kommt, wird ein mannschaftsmitglied von einem vergifteten pfeil getroffen und stirbt. alle indigenen entkommen und als vergeltung verbrennt magellan ihre häuser. einen monat später durchschifft er den kanal, der heute nach ihm benannt ist.
im übrigen: magellans leute setzen keinen fuss auf feuerland (damals von ihm "land des rauchs" bezeichnet) und bruce chatwin [lit ...]interpretiert dies in seinem buch als angst vor dem unbekannten. ganz im gegensatz zur botschaft des denkmales in punta arenas war magellan also kein bezwinger der indianischen urbevölkerung. er und seine männer waren bloß die ersten vorboten einer landnahme, die im 19. jahrhundert mit voller wucht einsetzen sollte.
andere helden und pioniere:
die im denkmal konkretisierte ideologie ist richtig und falsch zugleich. nie war es die absicht magellans, die ureinwohner patagoniens und feuerlands zu unterwerfen, ihm war einzig und allein an der entdeckung der westpassage gelegen. seine begegnungen mit den fremden völkern waren sporadisch, ungeplant und unglücklich. anders die herrschende klasse patagoniens am beginn des 20. jahrhunderts. die politische und wirtschaftliche elite von punta arenas errichtet im bewusstsein ihrer macht zum 400 jährigen jubiläum der europäischen entdeckung der magellanstrasse am 16. dezember 1920 IHR denkmal. jose menendez, einer der reichsten schafzüchter der region, setzt der endgültigen inbesitznahme des geraubten landes ein zeichen und finanziert die errichtung fast ausschließlich aus den erträgen seines handels mit wolle. nicht magellan sollte in diesem denkmal seine ideologische überhöhung erfahren. er wie auch die dargestellten indigenen wurden benötigt, um zu zeigen, dass die welt im sinne der pioniere endgültig in ordnung gebracht war. niemand störte mehr die grasenden schafherden: das nutzland war endgültig mit zäunen umgeben und die indianer ausgelöscht. in unmittelbarer nähe des platzes ist der reichtum der zeit auch konkret zu besichtigen: das stadtpalais der sarah braun und der club de la union, in dem die viehzüchter der region auch heute noch zu regelmässigen treffen zusammenkommen.
auch diese palais repräsentieren macht, freilich für den beschränkten kreis der elite dieser stadt. die ausstattung der häuser der brauns und menendez, die aus allen teilen europas herangeschafft wurde, betonen den überlegenen gestus der neureichen bis heute. das museumspersonal, das uns mit viel gemessenheit und aufgesetzter würde an der kassa empfängt, zelebriert den schlechten geschmack und die selbstgefällige provinzialität der neureichen viehzüchter. kein schritt der besucher bleibt unbeobachtet, kein interesse unkommentiert. soigniertes raunen in verblichenen herrenzimmern und damentoiletten.
doch die zeiten, in denen die kontrolle des weißen goldes, wie die wolle der schafe genannt wurde, reichtum und einfluss bedeuteten, sind vergangen und damit auch identität und selbstbewusstsein der damals tonangebenden elite. weder die schifffahrt, noch der wollhandel bestimmen mehr mehr das gesicht der stadt. es ist vielmehr die erdölverarbeitende industrie ( enap magellanes), deren anlagen kaum eine halbe stunde autofahrt vom stadtzentrum entfernt liegen und die das leben von punta arenas und der region entlang der magellanstrasse heute massgeblich beeinflusst.
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