Die heere Literaturkritik allerorten übt sich in verächtlichem Naserümpfen oder interpretiert das Buch als Horror- oder Abenteurerszenario. Beim Falter heisst es: ahoi, hier schippert auf hoher see tiefsinniges daher. tatsächlich aber segelt sánchez piñol in sehr seichten Gewässern.
Ja, ja - die Tiefsinnigkeit scheint es auch der literaturwelt angetan zu haben: Etwas überspitzt formuliert geht es auf 250 Seiten darum, dass sich zwei unsympathische Männer auf einer einsamen Insel mit froschähnlichen Wasserwesen herumschlagen und dabei langsam verrückt werden. Eine solche oder ähnliche Handlung kann man Woche für Woche in jedem x-beliebigen Groschenheft nachlesen. Nur kürzer.
Etwas überspitzt formuliert würde sauseschritt deshalb diesem autor empfehlen, ein wenig genauer zu lesen; und das jenseits aller hochkultureller borniertheit. Welche Lesart bietet also sauseschitt an? Hier die diesbezüglichen Vorschläge:
(1) den autor als anthropologen ernst zu nehmen und sich um die im buch angelegten dichothymien natur/kultur, das eigene/das fremde, ich/es, destruktion/liebe zu kümmern;
(2) vielleicht ein wenig in der geschichte der indigenen völker feuerlands nachzulesen oder darwins angstbesetzte interpretationen vom (un-)menschsein der wilden nicht nur als historische verirrungen abzutun;
(3) spannend geschriebene literatur nicht durch das interesse und die faszination des lesers/der leserin an ihr automatisch zu entwerten.
Es ist vielleicht genau jene hingabe an das unbewusste und erschreckende, die der ich-erzähler literarisch entfaltet, welche den leser/innen mitunter völlig abhanden gekommen sein mag. Man/frau müßte nur die ersten zeilen ohne hast lesen, um zu verstehen:
wir ähneln jenen, die wir hassen, mehr als wir denken. und deshalb glauben wir, dass wir denen, die wir lieben, nie ganz nah sind.
Und dies ist zugleich meine vierte leseempfehlung an jene, die sich nicht scheuen, auch bestseller ohne vorbehalte zu lesen. sauseschritt gibt eine kauf- und leseempfehlung.