erinnerung: jede/r hat sie, jede/r spiegelt sich in darin und jubelösterreich bedient sich ihrer im übermaß. das mag legitim sein, begründet aber noch lange nicht zeitgeschichte und hat mit kritischer zivilgesellschaft zunächst nichts zu tun. alle bürger/innen im passenden alter scheinen zur "erinnerungsgemeinschaft der kriegskinder" (vgl. norbert frei) zu verschmelzen, im jubel über das erreichte schwinden die realen konflikte der österreichischen gesellschaft. wo statt denken nur mehr erinnerung existiert, herrscht privatheit allein: geschichte und deren treibende kräfte bleiben draußen vor der tür oder erstarren zum mobiliar der medialen zeremonienmeister.
der mogul der österreichischen geschichtsanekdote ist hugo portisch, denn ihm verdanken wir, dass wir uns wiederfinden in einem wust an bildern und wabbernden kommentaren und es uns gut geht auf erden. dafür lieben wir ihn und seine erinnerungsmaschine. schon in den achtzigern, anläßlich seiner serien österreich I und österreich II hatte ein gutteil der österreichischen lehrerschaft vor ihm kapituliert und ihm den zeitgeschichte-unterricht überlassen: videokassette rein, ton ab und die schüler verstummten im bilderrausch. portisch war schon damals der geschichtslehrer der nation, dem sich jüngst anläßlich des festaktes zum jubiläum der wiedererrichtung der 2. republik auch die österreichischen politiker/innen willfährig ausliefern. portisch sagt alles und nichts bleibt mehr zu sagen über offiziöse, staatstragende geschichte. denn alles ist ohnehin bekannt und wird domestiziert dem publikum am nasenring vorgeführt: reblaus, dritter mann und uno-city. portisch macht österreich frei von zweifeln: er hat österreich quasi neu geschaffen. hugos österreich: eine unglaubliche geschichte!