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russia

rus_ark

"auf wiedersehen, europa". So verabschiedet sich der sprecher von seinem begleiter auf der traumreise durch die eremitage und lässt ihn am ende eines rauschenden ballfestes unter den heimkehrenden gästen zurück.

halb betäubt von den suggestiven kamerafahrten, blinzle ich in den frühen abend vor dem kino. den klauen der bilder entkommen, bin ich verärgert: der regisseur von blogtrennerrussian ark, alexandre sokurov, hat sich mit diesem fiim vom europa des 20. jahrhunderts verabschiedet, indem er den russischen teil seiner geschichte fast zur gänze ausgeblendet lässt. ich verstehe den reflex auf die eigene geschichte - offenbar gehört dies zur in diesem film so oft beschworenen metapher der freiheit. ob dies der wahrheit dient, wage ich zu bezweifeln.

die kurze inhaltsangabe im falter (41/03) bleibt auch im rein ästhetischen verhaftet:

russian ark (RUS/D 2002). russian ark ist der erste film der geschichte, der in einer einzigen, anderthalbstündigen einstellung gedreht wurde: ein grandioser, brilliant durchchoreographierter rundgang durch die säle der eremitage , in der 200 statisten historische szenen vergangener grossrussischer befindlichkeit nachstellen.

schade.


sp_times

immer wieder, wenn ich in piter bin, greife ich gerne zu dieser zeitung. Man kommt an ihr auch kaum vorbei, sie liegt in diesen speziellen ständern in fast allen lobbies von hotels auf. Auch bei den garderoben höherpreisiger restaurants ist sie zu finden. ich lese sie mit begeisterung, diese merkwürdige mischung von naivität und professionalität, klatsch und politik, ost und west, speziell aufbereitet für die ausländische community. von besonderer güte, weil oft von uns genutzt und überprüft, die hinweise zu interessanten events und neuen restaurants. 10 jahre gibt es die blogtrennerst. petersburg times nun schon, fast so lange, wie ich nun in diese stadt reise.

und tatsächlich, die russische mafia existiert: in der sonderbeilage dieser ausgabe finde ich einen artikel aus dem jahr 1996, der haarklein den schusswechsel in dem von östereicher/inn/en geführten first class blogtrennerhotel nevsky palace schildert. ich kann mich gut erinnern. kurz nach diesem zwischenfall kam ich wieder in die stadt und der klatsch über den zwischenfall schien wie eine bestätigung für all jene zu sein, die es immer schon gewusst hatten: bei den russen ist es gefährlich. plötzlich musste man in allen guten hotels an den eingängen elektronische schranken passieren, um sich nach waffen durchleuchten zu lassen. Das hotel europa etwa, exklusiv und sehr teuer, gewann gewann dadurch binnen kurzem den charm einer flughafen abfertigunghalle. immerhin, in der lobby mit meinem dänischen kollegen kaj sitzend, war mir da schon etwas mulmig zumute.

was geschah da tatsächlich, am 5. märz 1996 im hotel nevsky palace? folgen wir den ausführlichen schilderungen von yevgenia borisova wenigstens ein stück weit:

nevsky_incident

at 4:25 pm, two men in long coats - light beige and dark brown - entered the hotel from the stremyannaya entrence and entered the cafe, police said. dedectives believe the assassins then identified mr. gavrilenkov and his bodyguards, returned to the cafe entrance and opened fire from two AKS-74 kalashnikovs, targeteing the two bodyguards. the bodyguards were sitting at the central table, one facing the front door, the other facing the back. sergeant s.z, 25, was killed immediately. junior seargent v.k., 35, married with a four year old daughter, died in the hospital later the same day. mr. gavrilenkov tipped the thick table he was sitting at and hid behind it. mr. hyden was sitting beyond the bodyguards and was struck by three stray bullets. a single bullet to the right eye was believed to be the cause of death. he was hit by three bullets, all of which exited his body. the two assassins dropped their weapons and fled the hotel, again using the back entrance. they disappeared into one of the many arches on dmitrovsky street. according to ms. belik, the attack took 40 seconds.
ausführlicher geht es wohl kaum, denkt man/frau sich! das schafft ja nicht einmal das kleinformat. aber frau borosiva (staff writer!!!!) schafft, daraus einen artikel zu machen, der etwa ACHT MAL so lang ist, wie die oben zitierte textpassage. das feuer brennt nun auch in mir und mich würde wirklich brennend interessieren, wie es herrn GAVRILENKOV, a leading figure of the tambovskaya gang heute wohl geht, nachdem die bösen buben von der kazanskaya gang ihren auftrag so schlampig erledigt haben.


schirn2

blogtrennertraumfabrik kommunismus. die visuelle kultur der stalinzeit. 24. september 2003 - 4. jänner 2004

die blogtrennerschirn zeigt parallel zur franfurter buchmesse 2003 eine grosse ausstellung zur kunst der stalinzeit.


[back to chile diary...]
pen

(nov 2, 2003), schirn, frankfurt: eine der besten ausstellungen, die ich seit jahren gesehen habe. inmitten der etwas verzopften und architektonisch so misshandelten stadt die kunsthalle schirn. und hier tun sich welten zur massenkultur der sowjetunion auf, die in dieser klarheit und diesem facettenreichtum noch nie gezeigt wurden. eine sehr funktionale ausstellung zudem: klare thematische blöcke, dazu ein "reklamheftchen" mit gut lesbaren hintergrundinformationen zu jedem exponat. und schliesslich die gut gelungene inszenierung zwischen ideologie und distanzierung. der kurzführer beschreibt die grundidee der ausstellung folgendermassen:
die kultur des stalin?schen realismus gehört jener zeit an, in der die heutige globale massenkultur zu ihrem historischen durchbruch gelangte und die prägende funktion erhielt, die sie nach wie vor innehat. während die westliche kommerzielle massenkultur aber bis heute von marktmechanismen definiert wird, funktionierte die stalin?sche massenkultur in abwesenheit des marktes. statt den massen gefallen zu wollen, hatte sie sich zum ziel gesetzt, diese massen zu "neuen menschen umzuerziehen."

schirn3

und da gibt es ja auch noch den schönen, in bordeauxrot und gold gehaltenen werbeprospekt:
die kultur der stakinzeit war im gegensatz zur nazikunst, die sich an der vergangenheit orientierte, stets zukunftsbezogen und kann nicht als simpler rückgriff auf die tradition der naturalisitischen malerei des 19. jahrhunderts gewertet werden. vielmehr setzte sie in dieser hinsicht die strategie der russischen avantgarde fort, die ihrerseits immer schon das ziel einer totalen ästhetisch-politischen umgestaltung des lebens verfolgt hatte. unter stalin wurde dieses projekt, wenn auch unter verwendung anderer künstlerischer und politischer mittel, weiter betrieben: die sowjetunion wurde als gesamtkunstwerk und der sozialistische realismus als einheit von kunst und macht verstanden.
die ausstellung hätte es sich verdient, als wanderausstellung auch an anderen orten und in anderen städten zu gastieren. da sie aber auf jeden fall bis 4. jänner 2004 in frankfurt zu sehen ist, lohnt die anreise auf jeden fall!!
[back to chile diary...]


pulkrefresh1

man könnte ja auch mit austrian airlines fliegen, diesmal aber (zumindest auf dem hinflug) pulkovo !
erstaunlich, aber die wiener zeitung hat es immer schon gewusst. Unter dem titel "lachstoast und steilkurven" fliegt marc tornow in einer wochenendausgabe (09/03) mit einer alten ilyushin maschine nach st. petersburg. wer darüber mehr lesen will, tut es hier: pulkova (zip, 1,019 KB)


p_pereulokgrivzova

spaziergang: innehalten und den blick schweifen lassen. mehr eine zeitreise. im viertel um E.s ehemaliger wohnung: pereulok grivzova und moika. das haus ist eingerüstet, aber am grossen platz hinter der eremitage stockt der atem. damals im winter: bei morgengrauen spielt ein saxophonist, die wodkaflasche neben sich, einige vermummte gestalten lauschen. schnee, eis und kälte. der zauber der stadt lebt.
viele details: seltsame türschlösser, kaputte und erneuerte regenrinnen (im winter durch das sich dehnende eis gesprengt), alte strassenschilder und das träge fliessende wasser der moika. knarrende aufzüge, die ängstlich durch düstere haustore betreten werden. natalia, galina, roman und jurij, aber auch die künstler/innenkommune. privatautos, die man anstatt der offiziellen taxis anhält. schliesslich ihr ehemaliges büro an der universität: seit letztem winter sind die fugen der fensterflügel mit klebeband abgedichtet. niemand hat sie entfernt, jetzt im oktober wäre dies bereits unsinnig.

spaziergang im viertel


am konfernzort kommt Anna G. auf mich zu und fragt mich, was ich denn zum abendessen wünsche; ich hätte ihr auf das email keine antwort gegeben. ich knurre "fish and salad without beef tongue, please" und habe das gefühl, ich sei in einem schlechten film.

am entsprechenden abend bekomme ich tatsächlich das gewünschte. neben mir eine dame aus der slowakei, die in einer art manischem sprechdurchfdall ihre umgebung mit geschichten aus russland, dem kaukasus und zentralasien überzieht.

und dann die toasts; "russisch" begonnen, tröpfeln sie langsam und lustlos dahin. die russisch - britische freundschaft wird beschworen, wir, die nicht zu diesem kreis gehören, wissen ohnehin, worauf wir uns eingelassen haben. erst gegen ende des abends kommt dynamik in die runde, weil nur mehr wenig zeit bleibt, um auch selbst etwas abzusondern. gläser klingen, stimmen schnattern, sessel werden gerückt. als ob man durch schweigen etwas verlöre!

ist das typisch britisch oder typisch russisch oder einfach nur überspannt? vor meiner dienstreise nach st. petersburg fragen die organisator/innen höflich an, ob ich denn meinen salat mit zunge wünsche oder ohne.

ich schreibe ein völlig wahnsinniges email: ......... I would prefer my salad without tongue....looking forward to seeing you in piter.......

 

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