sauseschritt lauscht den beiträgen und fühlt sich anfangs an vergleichbare konferenzen unmittelbar nach dem fall des eisernen vorhangs 1989 versetzt. damals wurden von unseren tschechischen, slowakischen und ungarischen nachbar/innen im alten stil reden monoton vom blatt verlesen, so wie es jetzt der erste redner tut. er verwendet allerdings seinen laptop anstatt eines blattes papier, verliest die rede in einem atemberaubenden tempo und versucht so der vorgeschriebenen redezeit zu entsprechen.
aber die befindlichkeit auf dem balkan ist nun doch grundlegend anders als damals in den ländern des wirtschaftlich wie politisch bankrotten warschauer paktes! erste dissonanzen lassen aufhorchen. der ältere herr spricht von den acht ministern, die er erlebt hat und von denen kein einziger ein interesse an langfristiger reform besessen hätte. sie hinterlassen bloss ihre duftmarken, meint er. eine dame in sauseschritts alter (und delegierte eines anderen landes) spricht davon, dass die reformen ohnehin nur auf dem papier bestünden. eine dritte frau kritisiert zwar das politische system ihres landes nicht offen, verweist aber auf spezifische reformnotwendigkeiten - eingeweihte wissen, was damit nun politisch gemeint ist. drei vertreter/innen von entitäten, deren ehemaligen politiker kriege bewußt in kauf genommen hatten, bringen heute mehr zivilcourage auf als so manche/r repräsentant/innen oesterreichs auf internationalem parkett. der balkan ist also nicht verloren, denkt sauseschritt ....