"don?t be always so critical; look for the positive sides of life!" sometimes this demand really makes me sick. freud would have addressed these attempts as being part of verdrängung ....
in den achtzigerjahren war es in österreich möglich, per ansuchen einsicht in seinen geheimdienstlichen akt zu nehmen. eine freundin fand in ihrer eigenen akte einen einzigen vermerk: sie hatte vor dem amerlinghaus geparkt, um in einem nahegelegenen institut eine lehrveranstaltung zu besuchen. dass zur selben zeit im amerlinghaus eine linksalternative gruppierung tagte, die vom innenministerium überwacht wurde, war zufall. die linksalternative gruppierung ist heute eine im parlament vertretene partei.pech gehabt, mag da so manch eine/r sagen. und möglicherweise hinzufügen: wo gehobelt wird, fallen späne. die problematik einer geheimdienstlichen überwachung ist mit einer solchen bemerkung allerdings noch lange nicht vom tisch. angesichts der instrumentalisierung des terrors (vgl. alex de waal), die wir auch in europa tagtäglich erleben, mag sicherheitsdienstliche überwachung doch auch ein wenig kritisch beäugt werden.
als lehrstück über die innenpolitischen folgen staatlicher spitzeltätigkeit, kann man/frau das 1997 erschienene buch des britischen journalisten timothy garton ash bezeichnen. der autor, über den die staatssicherheit der ddr einen doch recht voluminösen akt angelegt hatte, wird im zuge der wiedervereinigung der beiden deutschen staaten von der sgn. gauck behörde sein gesamtes dossier zur verfügung gestellt. tga kontrastiert die "erkenntnisse" der akte mit seinen eigenen tagebucheintragungen und erinnerungen: einige unwesentliche details sind falsch, die interpretation ist paranoid. doch alles in allem wird die stasi ihrem ruf gerecht, ihre augen überall zu haben. tga spricht mit anderen opfern, den ehemaligen überwachern, den führungsoffizieren und schließlich auch mit angehörigen anderer geheimdienste und erschließt ein erschreckendes universum deutscher gründlichkeit. was die offenlegung von überwachungsergebnissen für eine gesellschaft bedeutet, in der jede/r fünfzigste bürger/in in direkter verbindung zur geheimpolizei stand, kann man sich sehr leicht ausmalen. wäre dieses buch nicht empfehlenswerte lektüre für angehörige von sicherheitsorganen allerorten?