braucht die dresdnerstrasse due intelligence?
anlässlich der besetzung des obdachlosenheims meldemannstrasse schreibt hermes phettberg in seinem wöchentlichen predigtdienst (überschrift: "schüttelfrost") von der veränderung der brigittenau:kaum schaust du ein paar jährchen nicht, haben sie die ganze brigittenau niedergerissen und in glas und beton wiederaufgebaut. du fährst mit der strassenbahn bequem zur häuserbesetzung und siehst, sie fährt weite strassenzüge nur durch glas und beton (...) alles ist geordnet worden. alle bereiche zweckbestimmt. (falter 49/03)
die zweite meldung über die glaspaläste entlang der dresdner spange, auf die bezirksvorsteher lacina und genosse häupl so stolz sind, entstammt der wochenendausgabe des standard. im steifen deutsch der immobilienredaktion wird über die prüfverfahren berichtet, die mögliche käufer/inn/en über in bau befindliche bürohäuser verhängen. in diesem fall handelt es sich um das big biz, das noch im frühjahr 2004 fertiggestellt werden soll. tatsächlich, nichts kann mehr dem zufall überlassen werden. kein kauf ohne die obligatorische, quasi wissenschaftlich abgesicherte sondierung. die immobilienredaktion zitiert einen sprecher des mit der ermittlung beauftragten zivilingeneurbüros:
unsere arbeit - due intelligence - reicht hier von der standortüberprüfung bis zu den verkehrsverbindungen, von der kontrolle sämtlicher flächenstatistiken und genehmigungen bis zum aufzeigen möglicher behördenrisiken. geachtet wird hier auch, ob die planung ordnungsgemäß verläuft. (immobilienstandard 13./14.12.03)
jene, die perfektion und risikoabwägung schätzen, stehen in stummer ehrfurcht hab acht. trotzdem: die motive, über diesselben orte zu schreiben, könnten nicht unterschiedlicher sein. den einen geht es um kaufpreise zwischen 360 und 3 meuro, dem anderen um 360 plätze für obdachlose. ich frage mich, ob ich auch in zukunft den netten alten herren treffen werde, der ordengeschmückt in einer phantasieuniform durch die brigitta passage zu schlurfen pflegte. er fühlte sich hier wenigstens ein stück weit zuhause.
ein wenig hoffnung gibt es dennoch in dieser welt der behaupteten perfektion: die ebenfalls neuerbaute fachhochschule, das technikum am höchstädtplatz, steht monate nach dessen fertigstellung noch immer inmitten von baugruben mit dazupassendem bauschutt. ein stolzes schiff über den tosenden wogen des grundstückmarktes. stimmen im bezirk munkeln, das neben konflikten mit dem bildungsministerium den bauherren nunmehr auch noch das geld für den letzten feinschliff ausgegangen wäre.
fazit: das (kostenlose) abonnement von phettbergs predigten ist unbedingt zu empfehlen. und auch seine homepage sollte man/frau, auch wegen der veranstaltungshinweise, regelmässig besuchen!
bauplatz technikum vor ehemaligem obdachlosenheim