spaziergang: innehalten und den blick schweifen lassen. mehr eine zeitreise. im viertel um E.s ehemaliger wohnung: pereulok grivzova und moika. das haus ist eingerüstet, aber am grossen platz hinter der eremitage stockt der atem. damals im winter: bei morgengrauen spielt ein saxophonist, die wodkaflasche neben sich, einige vermummte gestalten lauschen. schnee, eis und kälte. der zauber der stadt lebt.
viele details: seltsame türschlösser, kaputte und erneuerte regenrinnen (im winter durch das sich dehnende eis gesprengt), alte strassenschilder und das träge fliessende wasser der moika. knarrende aufzüge, die ängstlich durch düstere haustore betreten werden. natalia, galina, roman und jurij, aber auch die künstler/innenkommune. privatautos, die man anstatt der offiziellen taxis anhält. schliesslich ihr ehemaliges büro an der universität: seit letztem winter sind die fugen der fensterflügel mit klebeband abgedichtet. niemand hat sie entfernt, jetzt im oktober wäre dies bereits unsinnig.
spaziergang im viertel
am entsprechenden abend bekomme ich tatsächlich das gewünschte. neben mir eine dame aus der slowakei, die in einer art manischem sprechdurchfdall ihre umgebung mit geschichten aus russland, dem kaukasus und zentralasien überzieht.
und dann die toasts; "russisch" begonnen, tröpfeln sie langsam und lustlos dahin. die russisch - britische freundschaft wird beschworen, wir, die nicht zu diesem kreis gehören, wissen ohnehin, worauf wir uns eingelassen haben. erst gegen ende des abends kommt dynamik in die runde, weil nur mehr wenig zeit bleibt, um auch selbst etwas abzusondern. gläser klingen, stimmen schnattern, sessel werden gerückt. als ob man durch schweigen etwas verlöre!