bosnia herzegovina
respektlos, aber nicht despektierlich, reist die autorin, von der sauseschritt ja schon [berichtet hat ....] durch das bosnien-herzegowina des jahres 2001: ich will sehen, ob bosnien-herzegowina ein ort ist, an den man fahren kann, oder ob es zusammen mit der kriegsberichterstattung vom erdboden verschwunden ist.
Denn auf folgende fragen gilt es, antworten zu finden:
wo wachsen die melonen. wie grün ist der neretva-fluss. warum war hier krieg. wer hasst wen und wie sehr.
sauseschritt denkt, dass er sich gerne von julie zeh nach bosinien entführen läßt und sei es auch nur, um der larmoyanz anderer autorinnen zu entgehen. unwillkürlich taucht das bild einer lieben (bosnischen) reisegefährin auf, die mit ihrer direktheit und klarheit viel mehr der realität abgewinnen konnte, als so manche selbstbetroffenheit von eben nicht betroffenen westeuropäer/innen. k. müßte dieser tage ihr kind gebären, sauseschritt weiß nur nicht ob in graz oder sarajevo.
wer will schon zeitungen lesen? heutzutage kann man über alles reden und hört dabei auch die orthografischen fehler nicht. zeitungen kosten, wie der name schon sagt, eine menge zeit, die wir nicht haben. Inaff ist inaff, wie der engländer sagt.
es lohnt, weiter nachzulesen. wer frau zeh noch nicht kennen sollte, dem sei ihr neues buch ans herz gelegt. wer sauseschritts notizen deshalb schätzt, weil der sgn. balkan immer wieder thema sein will, dem sei ergänzend gesagt: die autorin hat auch ein buch über ihre erfahrungen im bosnien des jahres 2001 veröffentlicht.
exactly 90 years ago, on 28 june 1914 the young serb gavrilo princip shot austrian archduke franz ferdinand, heir to the throne of the Austro-Hungarian Empire and his wife sophie. austrian newspaper reported intensively these days on the incidents in sarajevo, which finally led to ww1. sauseschritt followed the traces of princip and found an interesting article of los angeles journalist david devoss written in august 2000 for the smithsonian magazine:
der tatort 2004
one of my first priorities upon arriving in sarajevo was to find the famous corner where the assassination had occured, but after several false starts, I realized that gavrilo princip, a national hero prior to yugoslavia?s early 1990?s disintegration into warring factions, was now considered a criminal terrorist by bosnia. not only was the princip museum closed but all traces of its name had been sandblasted from the exterior. gone too, where the concrete embedded footprints marking the spot where princip stood when he fired the fatal bullets. even finding the site of the assassination was difficult, since officials had changed street names and removed all historical markers oertaining to the event.inzwischen ist an erwähnter straßenecke ein neues gedenkschild aufgetaucht, allerdings nicht mehr in kyrilischer sondern in lateinischer schrift. nur nach den in beton gegossenen fußspuren von gavrilo princip mag man noch immer vergeblich suchen. das bild eines touristen, aufgenommen 1986 (siehe unten), zeigt den ursprünglichen Zustand an jener straßenecke, wie er vom offiziellen jugoslavien offenbar erwünscht war. damals, im sommer 1992, als der beschuß von sarajevo unerträglich wurde, begannen die einwohner der stadt das princip - museum zu demontieren, in ohnmächtige rache an den relikten der serbischen dominanz im ehemaligen jugoslawien. auch die demontage der historischen hinweise an jener geschichtsträchtigen ecke in sarajevo ist in jener zeit passiert. so manche/r beobachter/in mag behaupten, dass die ecke (und das dem haus vorgelagerte trottoir) vollständig dem beschuß der serbischen milizen zum opfer gefallen sei; doch dies ist wohl nur die halbe wahrheit.
der tatort 1986 © galenfrysinger.com
© all photos of this entry unless indicated otherwise are taken by the author and explicitely subject to the GNU free documentation licenseremoval of mines, being one of the most important humanitarian principles, is a precondition for reconstruction of the country, its natural resources and the return of the displaced persons and refugees. sustainable life with its quality and safety is not possible without the resolving of mine problem. from the mission statement of the bosnia-herzegovina mine action centre - bhmac
am tag von sauseschritts abreise nach sarajevo ein bericht im standard über die ottawa konvention gegen landminen. immerhin: in bih sollen in fünf jahren alle landminen entschärft sein. und der in your pocket travel guide sarajevo widmet ein ganzes kapitel demselben problem: the number of recorded minefields is 18.600, which probably represent 50-60 percent of the real number. betrug die zahl der durch landminen in bih getöteten und verletzten zu ende des krieges 1996 noch 632 personen, so waren es im jahr 2003 nur mehr 54.weitere infos:
international red cross
international campaign to ban landmines
wer es empörend findet, dass es noch immer länder gibt, die die ottawa deklaraition nicht unterschrieben haben: ihr/ihm steht es frei, aktiv zu sein, etwa hier, beim people?s treaty
this book has not been translated to english yet, but ought to be. views on the balkan wars with a special focus on bosnia ...
mile stojic? buch, bereits 2000 im drava verlag erschienen, ist ein unerläßlicher reisebegleiter in die verwirrende politische landschaft sarajevos. es versammelt in ursprünglichen zeitungsglossen, die stojic im jednik (zagreb) und dani (sarajevo) während und nach dem krieg 1992 - 1996 veröffentlicht hat. dabei geht es dem autor nicht, über die wahrheit der balkantragödie zu schreiben, sondern um den widerschein der ereignisse in seinem exil in wien: der reflex am fenster eines flüchtigen eisenbahnzuges, der zu seinem ständigen wohnsitz geworden ist, wie er im november 1999 schreibt.das buch enthält, alphabetisch geordnet, eine reihe von eintragungen; etwa über den internationalen frauentag (die bestiatitäten, die ihr (der frau) im krieg in unseren gegenden zugefügt wurde, treiben einem das blut ins gesicht), prinz eugen (die österreichische geschichte feiert ihn als unerschrockenen helden und verdienten ritter. seine soldaten waren bekannt für militärische schläue und unvorstellbare bestialitäten), immobilien (denationalisierung geht ungewöhnlich langsam vonstatten, privatisierung hingegen unvergleichlich schnell), staat (man sagt, daß bei uns der staat nicht funktioniert, aber in der praxis bedeutet das, daß es zuviel staat gibt, wo er nicht gebraucht wird, und zu wenig dort, wo er notwendig ist).
am eindrücklichsten für sauseschritt waren jedoch seine bemerkungen über die müdigkeit: wir sind chronisch müde - vom krieg, vom ungeheuren bösen, das uns umgibt, vom mangel, von den jahren, von den nicht eingelösten versprechen, von den erhabenen worten, die gerade in unserer daseinszeit jeden sinn verloren haben.
.... the first independant tourist guide in the independant bosnia & herzegovina (self definition) offers sightseeing tours, amongst them tour no. 4 named mission impossible (subtitle: war road) for about 50 euro. sauseschritt believes, that he should offer a more civilian (but nevertheless touristic) perspective on sarajevo.
k. hätte sauseschritt wahrscheinlich das andere sarajevo gezeigt ....@ all photos of this entry are taken by the author and explicitely subject to the GNU free documentation license
hurry up with praying before disappearing. hurry up with regret before death.
als wäre der krieg nie geschehen, als könnte sarajevo ohne unterbrechung an die zeit vor 1992 anschließen: die muezzin rufen in der stadt; ihr wehmütiger und trauriger gesang fließt ineinander, so als wartete man das ende des liedes des nachbarn ab. nichts hat die welt dem entgegenzusetzen; selbst das klingeln der mobiltelephone scheint zu verstummen. es ist, als würde das echo von den hängen des talkessels tausendfach gebrochen und immer wieder auf seine bewohner/innen zurückgeworfen; von jenen hängen, die noch vor wenigen jahren den tod über diese stadt brachten und die nun letzte ruhestätte für die toten soldaten und zivilist/innen geworden sind. ich trauere, als ich den hügel hinabsteige zum notdürftig reparierten alten rathaus. die rufe der muezzin verstummen nach und nach.